22. Januar 2014

The Hamar Tribe, The Bull Jump and My Horror / Die Hamar, ihr Sprung über die Rinder und mein Entsetzen

This young Hamar is going to do the bull jump later on.
Dieser junge Hamar wird später den Sprung über die Rinder absolvieren müssen
.
The Hamar women warm themselves up for the whipping ceremony.
Die Hamar Frauen bringen sich in die richtige Stimmung für die "Auspeitsch"-Zeremonie.
The Maza is whipping the young Hamar with a green fine stick.
Der Maza schlägt die junge Hamar mit einer frischen feinen Rute.
Blood is flowing, but the women do not show any pain at all.
Der Rücken ist blutig geschlagen, doch die Frauen zeigen keinen Schmerz.
Instead they are encouraging themselves for the next whippings...
Stattdessen spornen sie sich gegenseitig an für die nächsten Schläge...
I am just wondering what he is thinking about it?
Was "Mann" sich wohl dabei denkt?


 "If you are lucky, you can witness a traditional "bull jump"-ceremony of the Hamar tribe", a tour guide has told us under way. Hence we ask around, and indeed, on Saturday afternoon there will be one taking place somewhere deep up-country. Around lunchtime we follow a guide's car (you will never find the right Hamar village by your own) in Dimeka. After leaving the well maintained gravel road to Turmi we drive inland for another hour before we finally spot the jumping and boisterous Hamar women. We have arrived. The next hours we are going to witness a ritual which will stir me up even for quite a while.

Let there be no misunderstanding: I do not have any problem with the bull jump itself (s. pictures below). This is a manhood ceremony where a young man, completely naked, must jump over a line of cattle several times without falling. Once this is done, he becomes a "Maza", an adult male, and is able to get married. In case he fails he will be publicly humiliated and whipped, and it will be a shame for his whole family.

Yet prior to this ritual the young man's female relatives demand to be whipped as part of the ceremony. They provoke Mazas to whip them on their bare backs by jumping to a chosen man, handing him a green thin stick and continuing to jump. Eventually the Maza whip her, most of the time blood is flowing, and the young woman without flinching bow her head and jump away. She will encourage other Mazas to whip her too and she does not show any pain at all. This causes life-long scars, which are seen as a symbol of devotion and love for their kinsmen. The scares are worn with pride. The more scares, the higher the respect of the tribe.

Honestly: Since this is the absolute contrary to my understanding of a co-existence between men and women, tears well up in my eyes spontaneously, and it leaves me breathless. What bothers me the most is that it is even the women who encourage the men to whip them.

In the following days I am thinking a lot about this ritual. I am discussing it with Martin, other travellers and Ethiopians. Getting whipped is for Hamars - as opposed to most other cultures - not humiliating, just the contrary. This I understand. And: Who am I to judge or condemn? Yet I face myself with another question: If women are keen to be whipped, the more intense the better, as this defines the respect they gain within their tribe, how on earth are treated the weak ones in the tribe then, the children, the older people, and also the animals?



Die Hamar, ihr Sprung über die Rinder und mein Entsetzen


"Wenn ihr Glück habt, findet bei den Hamar gerade eine "bull jump-ceremony" (Sprung über die Rinder) statt, die ihr miterleben könnt", sagte uns unterwegs ein Tourguide. Wir erkundigen uns also überall, und tatsächlich, irgendwo tief im Hamar-Land gibt es am Samstag Nachmittag einen Bull Jump. Gegen Mittag folgen wir in Dimeka dem Auto eines Guides (alleine hat man keine Chance, das richtige Hamar-Dorf zu finden). Von der gut ausgebauten Piste Richtung Turmi fahren wir noch einmal eine knappe Stunde abseits, als wir mitten auf dem Land eine Menge hüpfender, lärmender Hamarfrauen entdecken. Wir sind angekommen und werden in den nächsten Stunden Zeugen eines Rituals, das mich auch noch eine Weile später emotional stark aufwühlt.

Damit wir uns nicht mißverstehen: Mit dem Bull Jump selber (s. Fotos unten) habe ich keine Probleme. Das ist ein Initiationsritual, auf dessen Höhepunkt ein junger Mann bei Sonnenuntergang nackt über eine Reihe von Rindern springen muss, um erwachsen und heiratsfähig zu werden. Fällt er dabei herunter, gilt das als große Schande, und er kann dafür ausgepeitscht werden. 


Zu dem Ritual gehört allerdings auch, dass die Schwestern und Cousinen des jungen Hamar sich von anderen Junggesellen des Stammes mit dünnen Ruten auspeitschen lassen - je mehr und heftiger, umso besser. Denn damit dokumentieren die Frauen einerseits ihre Zuneigung und Verbundenheit dem Jüngling gegenüber. Andererseits wächst mit der Anzahl der Narben auf dem Rücken auch das Ansehen der Frau in der Gemeinschaft. Ich traue meinen Augen kaum, als ich feststelle, dass nicht unbedingt die Männer erpicht darauf sind, die Frauen zu peitschen, sondern umgekehrt: Die Frauen fordern die Junggesellen immer und immer wieder hartnäckig dazu auf. Meist sind die Schläge so heftig, dass Blut hervorquillt; dabei zucken die Frauen nicht einmal mit der Wimper, sondern bedanken sich dafür noch, indem sie sich vor den Männern verbeugen.

Ehrlich gesagt widerspricht es meinem Verständnis von einem Miteinander zwischen Mann und Frau so dermaßen, dass spontan mein Atem stockt und mir die Tränen kommen. Dabei macht mir am meisten zu schaffen, dass die Initiative sogar von den Frauen ausgeht.

In den Tagen danach denke ich oft über dieses Ritual nach, spreche viel darüber mit Martin, mit anderen Reisenden und Äthiopiern. Im Gegensatz zu den meisten anderen Kulturen gilt es bei den Hamar offensichtlich nicht als demütigend, geschlagen zu werden, ganz im Gegenteil. Das verstehe ich. Zudem: Wer bin ich, darüber zu urteilen, oder dies gar zu verurteilen? Dennoch stelle ich mir auch eine andere Frage: Wenn in einer Kultur zählt, möglichst oft möglichst brutal gepeitscht zu werden, um mit den daraus resultierenden Narben Stärke zu dokumentieren, die wiederum das Ansehen in der Gemeinschaft bestimmt, wie um alles in der Welt geht man denn dort mit Schwächeren um, also besonders mit Kindern, alten Menschen und mit Tieren?



Meanwhile the Hamar women are quite noisy and boisterous...
Die Hamar Frauen sind inzwischen recht laut und übermütig...
... and drinking a home made brew
... und trinken ein selbstgemachtes Gebräu
Even the elder ones are massively involved.
Sogar die älteren Hamar Frauen mischen kräftig mit.
The Maza is testing the thin stick...
Der Maza testet die feine Rute...
Ouch! Is what I am thinking. But she does not show pain.
Eiiiiii! Denke ich. Die abgrerissene Rutenspitze steckt noch in der Haut.

Doch sie zeigt keinen Schmerz.
PHEW!
PUH!
She too gets whipped...
Auch sie wird geschlagen...
... and even this young girl begs and pleads to be whipped.
... sogar dieses junge Mädchen will unbedingt geschlagen werden.

Apropos young: they can hardly walk, but are yet quite well trained in whipping...
Apropos jung: Sie können kaum laufen, aber sind schon verdammt gut im Schlagen...
Some preparations for the initialisation, seen from my angle...
Einige Vorbereitungen für die Initialisierung, aus meinem Blickwinkel...


... and from Martin's prospect
... und aus Martins Sicht
He did it! Now the last and most important part is coming...
Das ist auch geschafft! Jetzt kommt der letzte und wichtigste Teil...
... the jump over the cattle, completely naked...
... der Sprung über die Rinder, völlig nackt,...

Well done!
Super gemacht!
The celebration can start. This poor goat will be slaughtered soon...
Das Fest kann steigen. Diese arme Ziege wird gleich geschlachtet...
... though first we are leaving. The two beautiful and proud Hamar escort me to our camper.
I never felt saver ;-)...
... doch zuvor fahren wir wieder ab. Die beiden schönen und stolzen Hamar geleiten mich
noch zu unserem Camper. Ich habe mich nie sicherer gefühlt ;-)...

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